Foto: Anja Habersang
PRODEIN
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Politik Aktuell: Flüchtlinge im spanischen Melilla.
Seit Jahren befinden sich zahlreiche Flüchtlinge aus Bangladesch im Melilla. Seit Februar treffen sie sich jeden Samstag um ihr Ziel zu erreicht - die Aufenthaltsgenehmigung für Spanien. Mit einer Nachtwache wollen sie auf ihre menschenverachtende Situation aufmerksam machen. Campus-Web Redakteurin Anja Habersang ist an einem dieser Abende mit dabei.
"Papiere für alle. Wir wollen in Spanien bleiben". Diese lauten Rufe höre ich schon von weitem, als ich an diesem Samstagabend auf dem Weg zum großen Platz im Stadtzentrum Melillas bin. Eigentlich befinde ich mich auf dem afrikanischen Kontinent, allerdings gleichzeitig auch in Spanien. Wie das sein kann? Melilla und Ceuta sind zwei spanische Exklaven in Marokko, Überbleibsel aus der Kolonialzeit, die mit allen Mitteln verteidigt werden. Hauptsächlich gegen die Flüchtlingsströme, die in den zwei Städten das Sprungbrett nach Europa sehen. So wurden Melilla und Ceuta zu Festungen. In Melilla sind es mittlerweile sogar drei meterhohe Zäune, die als unüberwindbar gelten. Auch, weil die marokkanischen und die spanische Grenzpolizisten kaum Gnade walten lassen und es immer wieder zu Erschiessungen von Flüchtlingen kommt. So versuchen es die Menschen auf anderen Wegen, sie schwimmen oder werden in Autos über die Grenze geschmuggelt.
Es sind aber nicht nur Afrikaner, die in diesem kleinen Teil Spaniens ein besseres Leben suchen. Manche kommen sogar aus Bangladesch, wie die 62 Männer, die ich an diesem Abend so laut protestieren höre und die ich bei ihrer Nachtwache unterstütze. Sie flohen vor Armut und Naturkatastrophen, wie es mir in Großbuchstaben vom Banner, das die Demonstranten hochhalten, entgegenspringt. Manche waren jahrelang unterwegs, wie auch Bablut: „Seit zwei Jahren bin ich in Melilla. Um hier anzukommen, brauchte ich drei Jahre. Ich habe Bangladesch mit dem Flugzeug verlassen und meine erste Station war Dubai. Von Dubai bin ich weiter nach Niger in Afrika geflogen. Von da an ging es zu Fuß oder im Auto weiter durch Burkina Faso, Mali, wo ich ein ganzes Jahr blieb, um dann die Sahara zu durchqueren. Wie groß doch die Sahara ist. Als ich das geschafft hatte, ging es noch von Algerien bis Marokko. Ja und jetzt bin ich in Melilla und das Leben ist auch nicht viel besser.”
Die Bangladeschis werden nicht müde einzufordern, was ihnen schon lange zusteht: Eine Aufenthaltsgenehmigung und die damit verbundene Arbeitserlaubnis. Kein Wunder, wo sie doch schon seit Jahren in Melilla wie in einem Gefängnis leben, degradiert zu einer Nummer im Flüchtlingscamp. Begleitet von einer ständigen Angst: „Die spanische Polizei dringt nachts regelmäßig ins CETI (Flüchtlingscamp) ein und nimmt willkürlich Menschen mit, die sie dann in ihre Heimatländer zurück deportieren, oder auch einfach in Marokko aussetzen”, erklärt mir der Menschenrechtler José, der die Bangladeschis schon seit Jahren bei ihrem Kampf unterstützt.
„Ich wusste vorher nicht wie schwierig und gefährlich der Weg bis hierher sein würde. Die Mafia versprach mir nach 15 Tagen in Melilla anzukommen. Sie brachten mich aber nur bis Niger, dann waren sie weg, mit meinem ganzen Geld. Meine Familie musste alles verkaufen, damit sie mir Geld schicken konnte. Ihr Land, ihr Haus, ihre Tiere. Jetzt sind sie auch noch hoch verschuldet und ich bin machtlos, ohne Arbeitserlaubnis kann ich nur Autos waschen. Ich kann kaum an etwas anderes denken. Fünf verlorene Jahre und es ist nicht absehbar, wann diese Situation endlich ein Ende hat.”
Tatsächlich schein das Autowaschen die einzige Möglichkeit sich ein paar Euro schwarz zu verdienen. Die Flüchtlinge halten besonders viele Karossen des oberen Preissegments sauber. Die Löhne sind recht hoch in Melilla, womit die spanische Regierung Anreize zum Verlassen der Iberischen Halbinsel schafft. Deshalb sieht man nicht wenige Mercedes-Limousinen durch die Straßen jagen. Schockierende Kontraste: Alltag in Melilla.
„Ich bin wütend. Was ist das für eine Politik? Es wollen doch alle ein gutes Leben führen. Ich schlafe heute im Zentrum der Stadt, damit endlich etwas passiert und wir legal arbeiten können. Manche bezahlen fürs Autowaschen nur einen Euro. Wie soll ich da meiner Familie Geld schicken?”, fragt mich Shohel aufgebracht. Es sind ähnliche Lebensgeschichten, die mir an diesem Abend erzählt werden: die meisten flohen vor der Armut in Bangladesch und um ihre Familien unterstützen zu können. Manche sind gerade mal Anfang 20, wie auch Ali: „In Bangladesch gibt es keine Arbeit, in meiner Familie arbeiten zwei oder drei, aber das Geld reicht nicht aus, damit wir alle genug zu Essen haben. Ich habe meine Eltern so lange nicht mehr gesehen, sie weinen, wenn ich sie anrufe.”
Plötzlich verstummen die Sprechchöre und es werden fleißig plattgetretene Kartons zusammengetragen und ein Kreis daraus geformt. „Setz‘ dich” ruft mir der 1,60 Meter große und jetzt wieder fröhliche Ali zu. Als alle sitzen stimmt Lurul ein in Bangaldesch scheinbar sehr beliebtes Volkslied an, denn lauter Jubel geht durch die Menge und alle singen mit. Lautes Getrommel und Klatschen begleitet den Gesang in der mir so fremden Sprache. Auch wenn ich kein Wort verstehe, berührt mich die ausgelassene Lebensfreude der Bangaldeschis und ihr warmes Lachen, wenn sich unsere Blicke streifen.
Viele Gedanken schießen mir durch den Kopf: was diese Menschen alles gesehen und erlebt haben müssen. Trotzdem hoffen sie weiter und sind alles andere als gebrochene Persönlichkeiten. Ich fühle mich willkommen in dieser starken Gemeinschaft und alle scheinen sich sehr über die Unterstützung zu freuen. Sie sind neugierig und stellen mir auf Spanisch oder Englisch viele Fragen: Wie ist es in einem so reichen Land wie Deutschland zu leben? Bevor ich etwas sagen kann, fügt jemand nachdenklich hinzu: „Du wurdest mit Glück geboren und wir mit Pech.“ Mir fehlen die Worte und ich bin froh, dass ein erneutes lauter Jubel unser Gespräch übertönt und Mohamed das nächste Lied anstimmt: „Wenn ich singe geht es meinem Herzen gut und es tut nicht weh. Deswegen singe ich so gerne”, flüstert er mir zu, bevor er die Augen schließt um weiter zu singen.
So verbringe ich noch einige Stunden in diesem Kreis besonderer Menschen, bevor mir um fünf Uhr morgens fast die Augen zufallen. Viele Bangadeschis haben sich schon auf ihren Pappkartons und Decken zum schlafen gelegt. So verabschiede ich mich von den noch wachen Protestlern und mache mich auf den Weg nach Hause. Ich bin ganz erfüllt von der Lebensfreude. Aber auch wütend über die menschenverachtende Situation, in der sich diese 62 Menschen befinden. Auch das ist also Europa...
REVISTA DIAGONAL
http://www.diagonalperiodico.net/index2.php?intro=skip
Patricia Manrique
http://www.diagonalperiodico.net/spip.php?article7614
Además de los nueve Centros de Internamiento para Extranjeros oficiales y de otros provisionales o improvisados, el Gobierno español recurre para la detención de extranjeros y el control de los flujos migratorios a los Centros de Estancia Temporal para Inmigrantes (CETI) de Ceuta y Melilla. Aunque inicialmente estaban pensados para albergar a los migrantes llegados a las ciudades autónomas mientras se resolvían sus solicitudes durante un período máximo de seis meses prorrogables por otros seis, en la práctica se han convertido en centros cerrados.
“Aunque puedan salir por la ciudad durante el día, no se les reconocen sus escasos derechos como personas migrantes, pues no pueden empadronarse ni buscar trabajo”, señala Paula Domínguez de la asociación ceutí Elin. Como los accesos a los puertos, principal forma de comunicación con la península, están fuertemente vigilados, no tienen forma de salir ni de Ceuta ni de Melilla.
Se trata de una retención en un espacio mayor y sin el régimen interno de los Centros de Internamiento (CIE) pero su estancia se puede alargar años, durante los que, según Domínguez, los migrantes sienten que “malgastan el tiempo”. En este sentido, apunta Enrique Mosquera, de la asociación barcelonesa Papeles y Derechos para Todos, “los CETI son casi peor que los CIE, en los que hay un máximo de 40 días de retención: no es un régimen carcelario pero es una estancia temporal... indefinida”.
El peso de Interior
Teóricamente los CETI de Melilla (con 480 plazas más cien en tiendas de campaña) y Ceuta (450 plazas) dependen del Ministerio de Trabajo, que los gestiona a través de las Delegaciones Provinciales del Instituto de Migraciones y Servicios Sociales (IMSERSO) ya que las ciudades autónomas no tienen transferidas las competencias sobre dichos centros. Pero en la práctica el Ministerio del Interior, que tiene también competencias a través de la Delegación de Gobierno para la Extranjería y la Inmigración, tiene mucho peso en la toma de decisiones. Interior decide quién sale o no de los CETI, ya sea para ser deportados o para marcharse a la península. El día a día en los CETI es gestionado por ONG a través de convenios de colaboración.
Durante su largo tiempo de estancia, los inmigrantes viven, según denuncian tanto ellos como diversas asociaciones de derechos humanos, una situación de tortura psicológica. “Dentro están sometidos a una presión policial muy fuerte y constantemente coaccionados por la gente que trabaja allí. Hay todo un servicio de información que está detrás para saber de dónde son [un paso previo para poder expulsarles al país de origen] y, de hecho, algunos de los que salen es porque son chivatos. Que los migrantes no se muevan o que no sean reivindicativos, porque entonces se van a tirar ahí un montón de tiempo más”, señala José Palazón, de la asociación melillense Pro Derechos de la Infancia (Prodein). La estrategia para mantenerlos allí e impedir su paso a la península, cuando no hay convenios de repatriación con sus países de origen, es incoarles sucesivos expedientes de expulsión. “Hay chavales de 20 años de edad, de India, que por esta situación se han hecho alcohólicos en Melilla”, remarca Palazón.
Son muy pocos los casos en los que los inmigrantes abandonan el CETI con papeles, la mayor parte son repatriados.
La deportación como futuro
Antes son detenidos. La policía suele hacerlo de madrugada, entre las cinco y las seis de la mañana, por lo que muchos de los migrantes pernoctan a menudo fuera, en chabolas, en tuberías o en los bosques colindantes. Viven en un estrés permanente: “Por la noche o de madrugada la policía rodea el CETI por si saltan las vallas, para cogerlos fuera. O entran en el centro y van a los dormitorios a pedir la documentación. Llevan una lista. Se produce un caos tremendo y es muy violento. En los CETI hay familias con niños. Viven así meses o años”, explica Palazón.
La forma habitual de ‘salir’, si no es rodeado de policías, es con un permiso, denominado laissez passer, que permite viajar en barco a la península para, teóricamente tras un máximo de 15 días, volver al país de origen. En la práctica esto les permite llegar a la península pero les condena a la irregularidad. Las administraciones se ven obligadas a dejar salir a algunos migrantes porque los CETI se encuentran a menudo ocupados muy por encima de sus posibilidades. Por ejemplo, en Melilla la ocupación supera frecuentemente las 600 personas. “Abren una espita usando criterios de oportunidad respecto a las nacionalidades”, señala José Alonso de la Asociación Pro Derechos Humanos de Melilla. Pero muchos migrantes permanecen por tiempo indefinido en los CETI, que se convierten así en la tumba de sus ilusiones. Los motivos son diversos, a juicio de las asociaciones de derechos humanos. Por un lado, las administraciones los retienen a la espera de firmar acuerdos con los países de origen para su repatriación. Por otro, según apunta Enrique Mosquera de Papeles y Derechos para Todos, “el CETI tiene un aspecto económico muy importante: el Gobierno español destina por cada inmigrante y día una cantidad que finalmente el centro no gasta” en su totalidad. “Es una fuente de negocio, una fuente de financiación incluso para la propia ciudad”. Y, sobre to- do, y en esto coinciden numerosas organizaciones, las administraciones “quieren frenar el efecto llamada: lo cual no quiere decir que frenen la entrada sino que cambian la ruta” señala Palazón. “Prefieren que no pasen por aquí, que cojan una patera y se ahoguen” remacha Alonso.
En el interior del CETI, Cruz Roja y la Asociación Comisión Católica Española de Migración (ACCEM) gestionan el día a día de los migrantes. ACCEM va asumiendo cada vez más competencias y este año, por segundo período consecutivo, ha recibido una subvención para trabajar en el CETI. Son “la voz de la Administración y de Interior”, según denuncian diferentes fuentes: aparecen en los actos reivindicativos de los migrantes para disuadirles. Últimamente, los listados de las personas agraciadas con un ‘salvoconducto’, que suelen colgarse en la puerta de la oficina del CETI, han aparecido en hojas con el membrete de ACCEM.